Selbstdarstellung der Vereinigung
Die Vereinigung verfolgt unter anderem den Zweck: „Das Reisen den Gesellen der Bau- und Holzberufe (Zimmerer, Schieferdecker, Betonbauer und Tischler) nahe zu bringen, sie zu unterstützen und zu fördern, damit sie ihre handwerklichen Fähigkeiten weiter entwickeln können.“
Gesellen die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, unverheiratet sind und das 30. Lebensjahr nicht überschritten haben, sind bei unserer Vereinigung willkommen, gleich welcher Religion, Nationalität oder politischer Anschauung. Das heißt wir sind überparteilich, tolerant und achten die Menschenrechte. Unser Anliegen ist es, die von den mittelalterlichen Zünften althergebrachten Regeln und Rituale, die es nach wie vor bei uns gibt, anzunehmen, zu respektieren und zu leben! Hierbei geht es im Wesentlichen um die gegenseitige Achtung, Solidarität und um eine gute handwerkliche Zusammenarbeit. Also ein sauberer, ehrlicher Umgang mit einander, der ein unkameradschaftliches Verhalten oder ähnliches ausschließt, ohne jegliche Kompromisse. Es gilt in unserer Vereinigung das in die Hand versprochene Wort, wie es früher üblich war. So bleibt unser Motto:
„Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit.“
Bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts hat es ähnliche Gesellschaften einzelner Berufsgruppen neben den Zünften gegeben. Denn schon zu dieser Zeit begaben sich die Handwerksgesellen auf Wanderschaft, um anderen Orts ihre Erfahrungen und ihr Wissen um das eigene Handwerk zu erweitern. Das Ziel eines jeden Gesellen war es immer nach seiner Reisezeit, wenn möglich in der Heimatstadt, den Meistertitel zu erlangen! Das Wandern der Gesellen war speziell in Deutschland, seit der vorgenannten Zeit, ein wichtiger Bestandteil der meisten Handwerksberufe. Während der Wanderjahre gab es Höhen und Tiefen, wie zum Beispiel: „ Stadtbrände (mit dann folgender reger Bautätigkeit), Verbote der Obrigkeit, Kriege oder Pestjahre“, aber das Reisen hat gerade bei den Bauberufen nie aufgehört! Das ist auch der Grund dafür, dass es unsere Vereinigung in dieser Form noch heute in Deutschland gibt. So konnte die altehrwürdige Tradition des Gesellenwanderns, durch die perfekte Organisation, über die Jahrhunderte weiter bestehen. Selbst politischen Umstürzen, die oft mit verheerenden Kriegen einher gingen und den wirtschaftlichen Veränderungen, ganz besonders im 19. Jahrhundert mit der anwachsenden Industriealisierung, brachte nur geringe Einschnitte für die reisenden Bauhandwerker.
Schon sehr früh bildete sich ein Herbergs- und Unterstützungssystem, dass den reisenden Gesellen die nötige Unterkunft und Fürsorge gab, die nach einem beschwerlichen Wandertag gerne angenommen wurde. Die Zimmerleute gehörten, wie auch andere, zu den „geschenkten Handwerken“. Das heißt dem zureisenden Gesellen wurde das „Geschenk“ gemacht, das war in der Regel schlafen, essen und trinken frei, für einen oder mehrere Tage. Auch diese Tradition haben wir in unserer Vereinigung beibehalten und bewahrt.
Um auf die jüngste Zeit der Geschichte einzugehen, sollte man wissen, dass das „Dritte Reich“ für unsere Vereinigung große Einschränkungen mit sich brachte. Doch obgleich wir zu keinem Zeitpunkt durch das Hitler-Regime verboten waren, kam das Wandern während der Kriegszeit verständlicher Weise zum Erliegen. Aber schon im Jahre 1946 fanden sich die alten einheimischen Kameraden, die den Krieg überlebt hatten, wieder zusammen und ließen die Gesellschaften wieder aufleben.
Inzwischen gibt es viele der ursprünglichen Gesellschaften im Inland und der Schweiz wie vor dem Kriege. Im entfernteren Ausland wurden Gesellschaften von rechtschaffenen fremden Gesellen gegründet, die zum Teil dort ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben und so als Einheimische, für den Erhalt der einzelnen Gesellschaft sorgen. Um zu veranschaulichen, wo überall im Ausland Gesellschaften von unserer Vereinigung bestehen, sind zu nennen: „Amerika, Afrika, Australien, Kanada, Neuseeland, Schottland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Österreich, Schweiz.“
Zusammen fassend lässt sich unsere Vereinigung so charakterisieren : „Wir sind eine über Jahrhunderte gewachsene zünftige Gemeinschaft, die alte Traditionen des Bauhandwerks pflegt und fortführt, mit dem Gedanken, das gesellschaftliche Miteinander zu fördern, das fachliche Können auszubauen und die eigene Persönlichkeit zu stärken!“ Darum sollte diese Tradition des Gesellenwanderns auch erhalten bleiben und an die folgenden Generationen weitergegeben werden. Denn die zünftige Wanderschaft ist heute so aktuell wie vor hunderten von Jahren!
Auf der europäischen Ebene kam es schon 1952, bei der 2000-Jahrfeier von Paris, zu Kontakten mit den französischen Gesellenvereinigungen, die es dort in ähnlicher Form von alters her gibt. Diese Kontakte wurden im Herbst des gleichen Jahres in Hamburg vertieft, nachdem unsere Vereinigung der rechtschaffenen fremden Zimmer- und Schieferdeckergesellen sowie die rechtschaffenen fremden Maurer- und Steinhauergesellen, die französischen Compagnons zu einem Gegenbesuch eingeladen hatten. Das erfreuliche Resultat war das 1. Europatreffen der reisenden Handwerksgesellen 1953 in Luxembourg, das trotz einiger damals noch üblicher Pannen, ein großer Erfolg wurde. Deutsche und französische Gesellen waren ohne Vorbehalte brüderlich vereint!
Es folgten weitere Treffen im Jahre 1958 in Hamburg, 1963 in Kopenhagen unter Teilnahme der skandinavischen Gesellenverbände.
Bei dieser europäischen Zusammenkunft sagte der damalige dänische Außenminister Per Haekkerup: „Die reisenden fremdgeschriebenen Handwerker waren die ersten echten Europäer“!
Die vierte Versammlung fand 1968 in Versailles und Tours statt, bei der es zur Gründung der „Europäischen Gesellenzünfte“ (C. E. G.) kam.
Die Gründungsmitglieder waren:
a.) Die rechtschaffenen fremden Zimmer- und Schieferdeckergesellen Deutschlands.
b.) Die rechtschaffenen fremden Maurer- und Steinhauergesellen Deutschlands.
c.) Der Dachverband vielgereister Skandinavier, Skandinavische Gesellen. - SBH.
d.) Nationaler Verband der Gesellen der Bauberufe und angeschlossener Zweige - FNCMB.
e.) Gesellenvereinigung der Gesellen „Tour de France de Devoirs Unis“ - UC.
Der erste gewählte C.E.G.- Präsident war Jørn Petersen rechtschaffener fremder Zimmerer.
Beim 5. Europatreffen (Generalversammlung) 1973 in Neuenburg/ Schweiz wurde Peter Schwarzbich rechtschaffener fremder Zimmerer als 2. Präsident für fünf Jahre gewählt.
1978 fand das 6. Europatreffen in Hamburg statt, wo ein weiteres Mitglied bei der C.E.G. aufgenommen wurde und zwar die „Fédération du Métiers et du Bâtiment Belgiens“. Präsident wurde der Franzose Luis Marguet. Am 21. Mai 1980 kam es in Basel/ Schweiz zu einer außerordentlichen Generalversammlung, bei der die Rolandsbrüder, Freiheitsbrüder und die Freien Vogtländer, nach ihrer Antragsstellung, der C.E.G. beitraten.
Bei dem Europatreffen 1983 in Brüssel/ Belgien, wurde von der Generalversammlung beschlossen, die C.E.G. umzubenennen und zwar mit dem Zusatz: „Conféderation“. Es heißt jetzt also: „Conféderation Compagnonnages Europäische Gesellenzünfte (C.C.E.G.)“.
Die weiteren Europatreffen fanden 1988 in Lyon/ Frankreich, 1993 in Nürnberg, 1998 in Genf/ Schweiz, 2003 in Rennes/ Frankreich und 2008 in Odense/ Dänemark statt.
Seit diesem Treffen gab es einschneidende Veränderungen für den C. C. E. G.-Vorsitz (Rotationsgesellschaft) und die alle fünf Jahre stattgefundenen Europatreffen der europäischen Gesellen, werden in diesem großen Rahmen nicht mehr organisiert.