Himmelfahrtstreffen 2011 in Neustadt

21.08.12

Auf einem Gesellenabend vor über 2 Jahren wies uns unserer ehrenwerter Altgeselle Jörg Späth auf den historischen Umstand hin, dass im Jahr 2011 die 100-jährige Fahnenweihe unserer Gesellschaftsfahne, der Fahne zu Metz, anstünde und ob wir nicht zu diesem besonderen Anlass das Himmelfahrtstreffen zusammen mit der Gesellschaft der Maurer und Steinhauergesellen ausrichten wollten.

Und so kam es, dass wir, die Gesellschaft der rechtschaffenen Zimmer- und Schieferdeckergesellen zu Mannheim, mit der Fahne zu Metz und unserer Herberge in Neustadt, zusammen mit der Gesellschaft der rechtschaffenen fremden Maurer- und Steinhauergesellen zu Neustadt an das Vorbereiten des großen Ereignisses gingen.

Im Mittelpunkt der Organisation stand die Suche nach einem geeigneten Ort für das Treffen. Klar war, dass unsere Herberge in der Neustädter Altstadt auf Grund ihrer geringen Größe nicht in Frage kam. So fiel die Wahl auf die Klausentahlhütte des Pfälzerwaldvereins. Dieses Gasthaus mit weitläufigem Außengelände liegt recht idyllisch zwischen Weinhängen und den Ausläufern des Pfälzerwaldes außerhalb von Neustadt- Diedesfeld. Ein weiterer zentraler Punkt unserer Planung war das in unmittelbarer Nähe liegende Hambacher Schloss.

An diesem geschichtsträchtigen Ort fand 1832 das Hambacher Fest statt. Zu diesem Fest kamen bis zu 30.000 Menschen, die sich für ein geeintes Deutschland auf den Grundsäulen von Demokratie und Freiheit beriefen und sich für dessen Entstehung einsetzten. So wird das Hambacher Fest auch als Wiege der Deutschen Demokratie und der Nationalstaatsidee bezeichnet.

„Es lebe das freie, das einige Deutschland! Hoch leben die Polen, der Deutschen Verbündete! Hoch leben die Franken, der Deutschen Brüder, die unsere Nationalität und Selbstständigkeit achten! Hoch lebe jedes Volk, das seine Ketten bricht und mit uns den Bund der Freiheit schwört! Vaterland - Volkshoheit - Völkerbund hoch!“
(Auszug aus der Rede von Philipp Jakob Siebenpfeiffer anlässlich zum Hambacher Fest 183)

Wir wollten die Aura dieses Ortes aufgreifen und beschlossen, dass der Fahnenumzug mit anschließendem Empfang auf dem Hambacher Schloss stattfinden sollte. Wer sich etwas mehr mit der Geschichte der deutschen und europäischen Freiheitsbewegung im Neunzehnten Jahrhundert und der unserer Gesellenvereinigung befasst, der wird auf einige Parallelen stoßen. Neben diesem ideologischen Überbau kamen natürlich noch viele eher praktischen Aufgaben der Vorbereitung auf uns zu. Aber wem sag ich das!

Kurz um, auf einmal war es dann so weit und bei besten Vatertagswetter reisten viele fremde und einheimische Gesellen mit allerhand Anhang auf die Klausentahlhütte zu.

So mischten sich im Laufe des Donnerstages immer mehr schwarze Hüte unter die vielen Vatertagsausflügler und es entstand eine angenehme und entspannte Feier bzw. „Schmoratmosphäre“, welche sich bis zum Sonntag hinzog.
Am Freitagmorgen trafen wir uns recht früh vor unserer Herberge in Neustadt (es war nicht ganz einfach, die vielen Gesellen pünktlich dort zu versammeln). Von dort aus startete der 6 km lange Fahnenumzug zum Hambacher Schloss. Die Temperaturen an diesem Morgen lagen bereits bei über 30º C und das Streckenprofil war eher steil. Um der drohenden Dehydratation der laufenden Gesellen entgegenzuwirken, reichten wir bei Kilometer 1,5 und 3 Wasser, bei Kilometer 5 dann auch Bier. Ausgeschenkt von der Kreishandwerkerschaft, fix bedankt noch mal!

Auf dem Schloss angekommen hieß es, sich zum großen Gesellschaftsbild aufzustellen (was zugegeben etwas dauerte). Im Anschluss hielten Gesellen aus unseren Vereinigungen, ein Vertreter der Stadt Neustadt und der Kreishandwerksmeister ihre Reden. Der Altgeselle unserer Gesellschaft Späth, Jörg nahm in seiner Rede auch Bezug auf die Gesellschaftsfahne. Diese Fahne, welche von der Gesellschaft der rechtschaffenen fremden Zimmer- und Schieferdeckergesellen zu Metz in Lothringen 1911 eingeweiht wurde, gelangte durch die Wirren beider Weltkriege in die Gesellschaft Mannheim, welche ihre Fahne im Bombenangriff verloren hatte. Auch die „bewegte“ Geschichte unserer Fahne ist eng mit der nicht weniger bewegten deutschen Geschichte verbunden.

Nach diesem offiziellen Teil tippelten die Gesellen an so machen Schoppenbrunnen vorbei, zurück zur Klausentahlhütte. Am Freitagabend wurde Livemusik von zwei Folkmusikern auf dem Festgelände geboten. Die Stimmung war bestens, auch weil immer wieder Gesellen und andere Gäste zu den Instrumenten der beiden Musiker greifen durften und mitspielten. Der Samstag wurde ebenfalls zum gemeinsamen Feiern genutzt. Zwar fanden aufgrund der geringen Nachfrage keine Ausflüge statt, dafür gab es aber Kistenklettern. Der Rekord an diesem Tag wurde von Struhkamp, Jupp aus Köln aufgestellt. Herzlichen Glückwunsch noch einmal. Am frühen Abend wurde das einzige abgegebene Werkstück für den Modellbauwettbewerb mit Platz 1 gekürt. Ebenfalls Glückwunsch!

Da die gebuchte Rockband für den Abend leider kurzfristig absagte, musste der Herbergsvater improvisieren und engagierte einen Alleinunterhalter namens Dieter, dessen Repertoire eher zu einem Schunkelabend in der Gemeindehalle passte. Aber die Gesellen nahmen es sportlich und die gute Stimmung hielt an. Am Sonntag hieß es dann für die meisten "abreisen".

Auch wenn rückblickend an diesem Himmelfahrtstreffen nicht alles so funktioniert hat wie geplant, da waren z.B. die ausgefallene Bimmelbahn, welche die Fußlahmen auf das Hambacher Schloss fahren sollte, die nicht ganz sauber gedruckten Charlottenburger aus Thailand, die nicht stattgefundenen Ausflüge, die ausgefallene Rockband, das Saarländische Bier usw. ...

Aber trotzdem bin ich der Meinung, dass es ein gelungenes und fröhliches Gesellenfest mit traumhaftem Wetter war, begleitet von einer ausgelassenen und toleranten Stimmung. Mein herzlicher Dank geht an alle, die dieses Himmelfahrtstreffen ermöglicht haben. Besonders möchte ich dabei Vaddern und seinen Mitarbeitern der Klausenthalhütte für ihre gute und zuverlässige Arbeit danken. Und zum Schluss unserem Altgesellen Späth, Jörg und dem Wortführer Sona, Martin die durch ihrem Einsatz das ganze erst ermöglicht haben.

Es schließt mit kameradschaftlichen Gruß und Handschlag
Barth, Johannes r. fremd. einh. Zimmerergeselle

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